LIGHTHOUSE IN THE NIGHT
The sky a black sphere,
the sea a black disk.
The lighthouse opens
its solar fan on the coast.
Spinning endlessly at night,
whom is it searching for
when the mortal heart
looks for me in the chest?
Look at the black rock
where it is nailed down.
A crow digs endlessly
but no longer bleeds.
FARO EN LA NOCHE
Esfera negra el cielo
y disco negro el mar.
Abre en la costa, el faro,
su abanico solar.
A quién busca en la noche
que gira sin cesar?
Si en el pecho me busca
el corazón mortal.
Mire la roca negra
donde clavado está.
Un cuervo pica siempre,
pero no sangra ya.
Gesucht: „Dichter Buenos Aires“, wegen eines Artikels im Guardian.
Gefunden: Alfonsina Storni (1892-1938). Eine der bekanntesten Dichterinnen Argentiniens – unerwarteterweise mit Schweizer Wurzeln. Sie wurde im Tessin geboren, und kehrte mit ihren emigrierten Schweizer Eltern als Vierjährige zurück nach Argentinien. Ihre Lebensgeschichte passt nicht in tausend Zeichen. Ein uneheliches Kind, Depressionen, Kampf um Akzeptanz, Anerkennung in Uruguay statt in Argentinien gehören genauso dazu wie ihr erster Gedichtband, für dessen Produktion sie selber aufkam und die Kosten ihr Leben lang abzahlte. Musikalisch verewigt wurde sie im Lied „Alfonsina y el mar“, einem Lied, das zum traditionellen argentinischen Liedgut gehört. Es lamentiert den Tod von Storni, die nach einer zweiten Krebsdiagnose im Meer Suizid beging, so, wie sie es schon mehrmals angekündigt hatte.
Alfonsina Stornis letztes Gedicht hiess „Voy a dormir“ – es erschien zwei Tage nach ihrem Tod in der Zeitung. Ausserhalb des spanischen Sprachraums ist sie kaum bekannt. 2018 schrieb Bryan Dessner, Gitarrist der Indieband The National und offenbar auch renommierter klassischer Komponist, einen Songzyklus für Gesang und Orchester, der auf vier ihrer Gedichte basiert, darunter „Voy a dormir“, und auch „Faro en la noche“.