Ich habe heute das Liederbuch „Im Röseligarte“, eine Sammlung Schweizerischer Volkslieder, zum ersten Mal in meinem Leben aufgeschlagen – und bin zufällig auf ein himmeltrauriges Lied gestossen. Es geht um eine junge Frau, die heiraten muss. Das möchte sie aber nicht – lieber will sie tanzen und springen wie die anderen Meitscheni, statt immer daheimen bei ihrem leiden Mann zu sein, dessen Anblick sie grausen tut. Oje! Und ich dachte, es gebe nur ein einziges trauriges Schweizer Lied, das Vreneli abem Guggisberg nämlich.
Leider habe ich gar nichts zur Entstehung des Liedes gefunden. Es gibt offenbar nur zwei Aufnahmen des Stücks, eine von Patricia Draeger (2005) und eine mit variierter Melodie vom Ensemble Tritonus (1991), das sich seit Jahren mit Volksmusik befasst.
Man kann nur hoffen, dass sich der langweilige Mann später als Held der kleinen Welt entpuppte, und es abends auf dem Bänkli vor dem Haus trotzdem hie und da etwas zu lachen gab. Armes Meitschi. In Strophe 3 erzählt sie von prügeln und schweigen, und in Strophe 4 wirds gar graphisch. Man schaue selber nach beim Otto von Greyerz.
(1) Ich hab meis Müetli fast alles verloren
Ich kann schier nicht mehr fröhlich sein
Meis Lieb hat mir eins Hübeli tromet
Soll’s tragen für Rosenkränzeli
Ein sidene Binden
ein sidene Schnur
söll damit binden meis Hübeli zu
(2) Wann anderi Meitscheni tanzen und springen
So muss ich dann daheimen sin
das tut mir so weh
das tut mir so weh
drum han ich kein fröhliche Stund nit meh
(5) Hätt ich die Knaben nie geliebet
so würd es mir viel besser gahn
Ich hab gefolgt denen Klapperleuten
jetzt hab ich so gar ein leiden Mann
dä mag ich schier nit
dä mag ich schier nit
es tut mir grausen, wann ich ihn ansich